Carving für jeden - Ja! Die Antwort ist eindeutig und wie ich denke auch alles sagend. Carvingski sind für jeden Fahrertyp, jede Könnenstufe und jedes Gelände und jedes Tempo geeignet.
Ein großes ABER muß natürlich auch hier folgen: Nicht jeder Carvingski paßt zu jeder der eben genannten Anforderungen. Um zu verstehen, warum es Free- und Easy-, Fun- und Race-, Allmountain- und Allround-Carver gibt, habe ich mich bemüht, einmal verständlich das gesamte Thema zu beleuchten.
Carving ist schonfahren und schönfahren, dahingleiten und dynamisches Sportfahren, sicheres oder wagemutiges Fahren gleichermaßen. Es kommt darauf an, was Sie daraus machen. Sie müssen nicht gleich ihre Stöcke ablegen, die doch soviel Gleichgewichtshilfe bieten, sie müssen nicht gleich mit den Händen am Schnee entlanggleiten, weil Sie für den Anfängerkurs vom Skigeschäft einen "Carver" ausgeliehen haben.
Nein - umgekehrt gilt dies genauso: nur weil Sie (von zugegebenermaßen unsachlich und oft leider auch in der Fachpresse unfundiert abgesonderten Meinungsmachern verunsichert) subjektiv dem Glauben verfallen sind,
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Nonsens ! Soviel kann ich Ihnen guten Gewissens sagen. Natürlich sollte der ein oder andere sowieso gesundheitlich aufpassen, oder sollte sich nicht selbst überschätzen. Aber ich habe seit 1994, als ich meinen ersten Carver fuhr, 4jährige und 75jährige Fahrer auf Carvern gesehen, ich habe Skifahrer, die fahrtechnisch zum Besten gehören, was es weltweit gibt, umsteigen sehen auf Carver, ich habe nach einem ganzen Skitag lachende Menschen gesehen, die durch ein malates Knie vorher kaum noch fahren konnten und ich habe die unsportlichsten Menschen gesehen, die plötzlich auch wieder ganztags Freude an diesem wunderbaren Wintersport hatten.
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Sicher - wie bei allen technischen Dingen gibt es nicht ausschließlich Vorteile. Wie beim Autotest muß aber auch hier die Frage gestellt werden, ob jemand gerne rasant fährt oder langsam, nur in der Stadt oder auch Querfeldein. Der beste 911er Porsche wird nunmal kein reinrassiger Geländewagen. Ich habe teilweise die Argumente zum Anlass genommen einige Dinge zu erklären, teils entnehmen Sie aber auch aus den Überschriften schon, worum es geht. Ich habe mich bemüht, objektiv zu sein. Sollten Sie ab und an meinen, daß ich das gar nicht war, dann mailen Sie mir einfach meine "Abmahnung". Dann werde ich vielleicht Besserung geloben ;-). |
Lassen Sie sich also erst einmal erklären, worüber wir hier eigentlich reden, statt in die Vorurteile anderer einzustimmen. Ihre Erfahrung, Ihre Freude und Ihre Urlaubstage sollen schön werden. Und wer nach diesen Berichten noch meint, carving sei Teufelszeug, der kann seine 203 cm 65m-Radius Riesenslalom S-Ski ja nächstes Mal wieder mitnehmen in Urlaub - by the way: Auch die Weltelite fährt mittlerweile ausschließlich kürzere und tailliertere Ski. Man ist eben einfach besser damit unterwegs.
Die Taillierung - ist das wohl auch äußerlich auffälligste Merkmal der Carvingski. Breite Schaufeln, breite Skienden und eine schmale Taille. So ergibt sich eine parabelförmige Seitenform. Die Taillierung alleine ist aber weniger für das Fahr- als für das Steuerverhalten verantwortlich.
Fortgeschrittene Fahrer wissen, daß die Phase der Schwungeinleitung und -steuerung die Momente sind, an denen man gute Fahrer erkennt und die in ihrer Ausprägung das subjektiv (leider oft auch objektiv) "sichere" Fahrgefühl ausmachen.
Wir alle kennen den Skilehrersatz über den Skischwung und die Grundhaltung. Es wurde gepredigt, daß der Kantendruck am Talski, innen auf Schaufelhöhe gehalten wird ("Knie seitwärts, einwärts und Bergschulter vorn"), dann folgt eine Entlastungsphase, der Belastungswechsel und - (!) hier ist der Punkt, wo auch Skifahrer, die mit Allround-Carvern "alte Schule" fahren, begeistert sind - dann wird VOR der eigentlichen Kurve die Belastung auf der Kante des ehemaligen Bergskis innen auf Schaufelhöhe wieder aufgebaut (zur Schwungeinleitung) und durch ein labiles kontrolliertes und kraftaufwendiges Wischen der ehemals untaillierten Skienden der Schwung gesteuert.
Der Carver kann es anders: Er führt keine eigentliche Entlastung, sondern einfach einen Belastungwechsel mit Umkanten durch. Die breite Schaufel fängt an in den Schnee zu schneiden, die neuen rasiermesserscharfen Kantenmaterialien helfen dabei und der Ski fängt an eine seinem Radius entsprechende Kurve einzuleiten.
der Radius - wird oft mit der Taillierung gleichgesetzt. Es gibt sogar hochwissenschaftliche Berechnungen dafür. Wen es interessiert:
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Allerdings sagt die Taille noch nicht alles über den Radius aus. Das Material des Ski, der Kantengriff und der Druck des Fahrers sind entscheidend. Warum das Material ?
Die Flex - ,so nennt man das Biegeverhalten des Ski, ist das entscheidende zweite Maß für die gefahrene Kurve und die Exaktheit des Kantengriffs.
Torsionsfestigkeit - ist eine weitere unabdingbare Voraussetzung, die durch den Einsatz neuer Materialien (Titanal: Titan-Alu-Legierung, Carbon, Glasfaser und andere Kunststoffe) gegeben ist! Das bedeutet, dass der Ski nicht um die Längsachse verdreht werden kann.
Aber weiter mit dem Schwung: Beim "Eincarven" der Kurve wird die Schaufel (vom Ski aus betrachtet) quasi nach oben gezogen und zwar durch die Parabelbahn der Kante. Durch diese entstehende "Flex", wird durch den Kantwinkel auf einem ebenen Untergrund, die Parabel zum Kreis. Die gesamte Kante greift in den Schnee und die an der Schaufel begonnene Flex wird bis zum Skiende wirksam - der Ski zieht eine saubere Kreisbahn OHNE die labile "Wischphase".
Druck, Drall und Geschwindigkeit - was für Schußwaffenprojektile gilt, gilt ähnlich für den Carver. Drall fällt dabei nicht ins Gewicht, der Druck dafür umsomehr.
Die Geschwindigkeit des Druckaufbaus ist deutlich mitentscheidend für die Fahrdynamik (also in der Schwungeinleitungsphase). Anfangs muß man sich immer wieder kognitiv damit auseinandersetzen, daß das neue Kanten- und Skimaterial ein "Umspringen" jederzeit physikalisch ermöglicht. Man kann also mit den Kräften spielen, was bei herkömmlichen Modellen nicht ging.
Die Höhe des Drucks bestimmt das Durchcarven der Kante, also die Ausprägung der Flex, und damit den gefahrenen Kurvenradius ganz entscheidend. Hiermit sind im übrigen auch die je nach Fahrstil höheren Belastungen der Oberschenkelmuskulatur zu erklären.
Wie schnell muß man denn jetzt fahren, um eine enge Carvingkurve zu fahren (Dank an Manfred aus dem Forum von carving-ski.de) ?
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Jetzt wird's mathematisch. Folgende Faktoren spielen mit:
Geschwindgkeit (V), Körperschwerpunkt, Fliehkraft, Erdanziehung, Neigungswinkel
a
gegenüber der Senkrechten (ergibt sich aus der Geraden vom
Körperschwerpunkt zu den Kanten der Ski, Radius des vom
Körperschwerpunkt gefahrenen Bogens (R).
Die Gleichung sieht dann wie nebenstehend aus.
Für einen Neigungswinkel von z.B. 60° beim Grounding und einem Radius, den der Körperschwerpunkt nimmt von z.B. 12 m (was sicherlich einem gefahrenen Radius von mindestens 13-14 m entspricht) kommt man auf einen Wert von V= 51,4 km/h. |
Für den Fahrer, der die komplette Schwungphase geschnitten Fahren möchte und die Dynamik des unter Spannung stehenden Skis für den nächsten Schwung mitnutzen will, gilt: Skistellung hüftbreit und keine "gesperrte Rotation" in der Hüfte. Man steht lotrecht zum Ski. Der Druck wird vom Knie abwärts auf die Mitte des Skis gebracht. Dadurch entsteht ein
in die
Kurve legen - Eine
kräftige Oberschenkelmuskulatur ist Voraussetzung dafür und eine gute
Übersicht über die Piste. Die Hüfte ist nicht mehr angestellt. Der
Körper verhält sich wie beim Motorradfahren (nicht weiter reinlegen, als
die Kurvenbahn das erfordert - das ist der Unterschied zum Zweirad, denn
das geht auf Skiern schief, nimmt Dynamik und sieht "naja"
aus...)
Die Druckverteilung - früher Tal/Berg grundsätzlich ca. 95/5 kann von 50/50 bis 100/0 variieren, je nachdem wo Sie was fahren wollen.
Kleiner Trick - nur am Rande: wenn Sie einen komplett gezogenen Schwung fahren wollen und äußere Kräfte für sich nutzbar machen wollen, oder Fliehkraft erleben möchten, dann führen Sie die kurvenäußere Schulter während der Kurvenbahn langsam nach vorne - Probieren Sie es. Ein tolles Gefühl.
Zusammenfassend - bleiben für den Normal- bis sportlichen Fahrer folgende Pluspunkte:
Sie können Ihrem Material bedingungslos vertrauen,
Sie können traumwandlerisch sicher Ihren Ski führen,
Sie brauchen weniger Kraft um herkömmlich zu schwingen,
Sie verdrehen Ihr Becken und Ihr Knie nicht mehr !
Ihr carvingski.net-Team